Nun wird bei «Bund» und «Berner Zeitung» ab Oktober 2021 auch noch der Lokalteil gleichgeschaltet – um 20 Stellen einzusparen. Redaktorinnen und Redaktoren protestieren.
Die Belegschaft beider Zeitungen kommentierte das Ende des «Berner Modells» – zwei unabhängige Tageszeitungen im gleichen Verlag – auf handfeste Weise: Sie zersägte am Dienstag, 18. Mai, vor dem Tamedia-Verlagsgebäude am Berner Dammweg symbolisch eine Holzhütte, die das gemeinsame Verlagsdach der zwei eigenständigen Zeitungen darstellte. Unter der Gewalt der Kettensäge zerfiel das Häuschen in zwei Teile. Hervor kam der Slogan: «Keine halben Sachen.»
Denn im Grunde halbiert Tamedia zwei Zeitungen. Zwei halbe Sachen werden dann zusammengefügt. Der resultierende Einheitsbrei wird in zwei leicht unterschiedliche Gefässe abgefüllt, um den Abonnenten vorzugaukeln, dass sie weiterhin ihr Leibblatt erhalten.
Im Zuge dieser Vereinheitlichung werden 20 Stellen gestrichen. Rund 30 Kolleginnen und Kollegen werden davon betroffen sein. Der Berufsverband impressum unterstützte diese Protestaktion und wird auch den betroffenen Mitgliedern beistehen.
Tamedia verkauft die Zusammenlegung als Stärkung des Lokaljournalismus. In Wirklichkeit ist es eine Verarmung der Informations- und Meinungsvielfalt, die für den Diskurs in unserer direkten Demokratie so wichtig ist. Aber der Zürcher Mischkonzern hat nur eines im Auge: den Profit trotz Rückgang im Zeitungsanzeigengeschäft hochzuhalten.
Link zur Protest-Website der beiden Redaktionen
Bildlegende: Erinnert die Medienschaffenden an das Kettensägen-Massaker: Das Vorgehen des Zürcher Medienkonzerns Tamedia bei der Zusammenlegung von «Bund» und BZ. Foto: Raphael Moser