Namhafte Zugänge: Was plant «Passenger TV»?

Der stellvertretende Sport-Chef beim Blick, Micha Zbinden, und Matthias Bärlocher, Bundeshaus­korrespondent beim Zürcher Privat­radio Radio 24 sind zwei namhafte Journalisten und haben eines gemein: Beide hören bei ihren bisherigen Arbeitgebern auf und wechseln zu Passenger TV, einer Firma, die Monitore in öffentlichen Verkehrsmitteln mit Werbung bespielt.

Während dort bislang nur Anzeigen sowie kurze journalistische Beiträge von (regionalen) Partnermedien angezeigt worden sind, will das Unternehmen nun selbst journalistische Inhalte produzieren. Doch das Projekt und die Beteiligten sind bis auf wenige Ausnahmen eine grosse Unbekannte.

Bekannt ist bislang, dass insgesamt 45 Journalisten gesucht werden. Das berichtete die «Schweiz am Wochenende» im Mai. Demnach werde im Bereich Bewegtbild ausgebaut. Im Könizer Liebefeldquartier, wo Passenger TV seinen Sitz hat, soll eine 14-köpfige Redaktion aufgebaut werden. Teil des Teams wird auch der Berner Micha Zbinden sein. Ab dem 1. September soll er dort in einer – laut eigener Auskunft – noch zu definierenden Funktion tätig sein.

Und nach möglichen Mitarbeitenden wird bereits gesucht. Auf einschlägigen Jobportalen finden sich seit einigen Tagen Ausschreibungen für zu besetzende Stellen. Gesucht werden «ab September 2017 junge Persönlichkeiten» zwischen 18 und 25 Jahren, die Videos und Bildmaterial bearbeiten sowie Texte erstellen sollen. Stellenprozente sind keine angegeben, der Monatslohn hingegen ist ausgewiesen und beträgt 1’500 Franken.

Neben der Zentrale in Bern sollen fünf regionale Teams à sechs Journalisten Videos für die Regionen Basel, Bern, Ostschweiz, Zentralschweiz und Zürich/Aargau herstellen. Die bisherigen Partnermedien sollen durch das neue Projekt nicht konkurrenziert werden, verspricht Yves Kilchenmann, Geschäftsleitungsmitglied von Passenger TV.

Auch die Bundespolitik soll abgedeckt werden: Matthias Bärlocher bleibt zwar Bundeshauskorrespondent; ab dem 1. Oktober berichtet er dann allerdings nicht mehr für Radio 24, sondern für Passenger TV aus dem politischen Machtzentrum.

Was genau vom Projekt zu erwarten ist, kann bislang schwer abgeschätzt werden. Mögliche Mitarbeitende berichteten der «Schweiz am Wochenende» davon, dass nicht ausgeschlossen würde, dass auch Auftragsarbeiten für Werbekunden produziert werden würden. Da hilft auch die Absicht des Unternehmens, Journalisten und keine Werber rekrutieren zu wollen, wenig.

Bildquelle: Wikimedia Commons/BonePedia