Die Schweizer Kriegsreporterin Véronique Robert ist in Mossul durch die Explosion einer Landmine tödlich verletzt worden. Sie berichtete für die Sendung «Envoyé Spécial» des öffentlich-rechtlichen Fernsehsenders France 2 über die Angriffe der irakischen Armee, die das Ziel haben, die Stadt vom IS zu befreien.
Die 20-Zeilen-Nachricht im «Bund» macht mich betroffen. Die Betroffenheit mag grösser sein als bei ähnlichen Meldungen, weil es eine von uns getroffen hat. Die Waadtländerin wohnte in Dubai, war Mutter zweier Söhne und eine erfahrene Berichterstatterin aus Krisengebieten.
Der traurige Vorfall erinnert uns daran, dass der Irak für Journalisten eines der gefährlichsten Länder ist. Nicht nur wegen der Kriegswirren, sondern auch, weil Medienschaffende dort wegen ihrer Tätigkeit gezielt angegriffen werden.
Wir sind nicht ganz unschuldig, weil wir in der Tagesschau Bilder konsumieren, die unter Lebensgefahr entstanden sind, und so den Markt dafür schaffen. Braucht es überhaupt noch Kriegsreporter in einer Zeit, in der Handyvideos von Augenzeugen in Sekundenschnelle auf Twitter oder Youtube veröffentlicht und der ganzen Welt zugänglich gemacht werden? Häufig besteht das Problem, dass Informationen aus dem Kriegsgebiet von keiner unabhängigen, glaubwürdigen Quelle stammen. Nur die professionellen Berichterstatter bieten hierfür Gewähr. Dass sie gezielt angegriffen werden, beweist, dass sie für die Propaganda der Kriegsparteien ein unbequemes Korrektiv darstellen.
Eine, die sich für verlässliche Informationen aus Krisenregionen einsetzte, war auch Véronique Robert. Ihre Arbeit ging einher mit grossen Risiken, welche schliesslich zu ihrem Tod führten. Es ist bedauerlich, wenn ein Menschenleben ausgelöscht wird, dass sich in einen derart wichtigen Dienst der Gesellschaft stellt.
Darf die Kriegsberichterstattung ein Menschenleben kosten? Eine schwierige und zugleich abstrakte Frage für uns, die wir in sicherer Entfernung gerade einmal einen Bruchteil dessen erfahren, was sich in Syrien oder im Irak tagtäglich ereignet. Eine ganz konkrete Frage für Journalisten in Krisengebieten. Eine Frage, auf die sie die Antwort jeden Tag von neuem finden müssen. Meine Hochachtung vor all jenen, die sich von den Gefahren nicht einschüchtern lassen und weiterhin berichten, selbst wenn dies unangenehm sein kann – sowohl für sie selber wie auch für die Kriegstreiber.